Mit wie viel Nm sollen Alufelgen angezogen werden? – Experten-Tipps zum Anzugsdrehmoment

Ein Lkw-Rad sicher zu montieren bedeutet nicht nur Reifen zu wechseln und Schrauben anzuziehen. Die Klemmkraft, die ein schweres Alurad an der Nabe hält, zählt zu den kritischsten Sicherheitsfaktoren im Straßenverkehr.

In Europa fahren Flotten über steile Gefälle, raue Straßen und hoch frequentierte Korridore. Kommen Alufelgen dazu, steigt das Risiko noch weiter.
Österreichs §57a-Begutachtungen behandeln Räder und Befestigungen zum Beispiel als zentrale Sicherheitsmerkmale – und das aus gutem Grund.
Zu geringes Drehmoment führt zu Reibspuren, Vibrationen und Radverlust. Zu hohes Drehmoment dehnt Bolzen, verformt Räder und ermüdet das Material lange vor seiner Zeit.

Den „Sweet Spot“ zu finden ist nicht schwer, erfordert aber Sorgfalt, das richtige Werkzeug und Disziplin bei Nachziehkontrollen. Mit einem verlässlichen Partner wie HubTrac Reifen können Flotten außerdem Abläufe und Dokumentation standardisieren, um Ausfallzeiten und Prüfungsstress zu senken.

In diesem Leitfaden erklären wir die Drehmomentbereiche, die die meisten europäischen Betreiber für schwere Lkw mit Alurädern nutzen, warum diese Werte wichtig sind und wie man sie konsequent erreicht. Los geht’s.

Wichtige Punkte

  • Schwere Lkw-Alufelgen in Europa benötigen üblicherweise 610–680 Nm Drehmoment (zuerst OEM-Spezifikationen prüfen).
  • Saubere Auflageflächen, korrektes Befestigungsmaterial und leichtes Öl auf den Gewinden sind entscheidend für sichere Klemmkräfte.
  • Immer nach 30 Minuten oder 40–80 km erneut nachziehen, um Setzerscheinungen auszugleichen.
  • Kalibrierte Drehmomentschlüssel verwenden und Aufzeichnungen für Prüfungen wie Österreichs §57a führen.

Drehmoment ist bei schweren Lkw sehr wichtig

Nahaufnahme eines Lkw-Rades mit sichtbaren Schrauben und Bolzen

Das Muttern-Drehmoment an einem Lkw-Rad erzeugt eine Klemmkraft zwischen Rad und Nabe. Diese Klemmkraft muss nicht nur die statische Last des Lkw aushalten, sondern auch dynamische Belastungen durch Bremsen, Kurvenfahrten und Temperaturschwankungen.

Ist das Drehmoment zu niedrig, fällt die Klemmkraft unter den Wert, der nötig ist, um diese Kräfte aufzunehmen. Das kann führen zu:

  • Reibkorrosion und Ausweitung der Schraubenlöcher
  • Risse oder Bruch der Radbolzen
  • Radbewegung auf der Nabe, was zu unrundem Verschleiß oder plötzlichem Verlust führt

Zu hohes Drehmoment kann ebenso schädlich sein:

  • Gestreckte Bolzen über die Elastizitätsgrenze hinaus
  • Verzogene Radscheiben, besonders bei Alufelgen
  • Beschädigte Scheiben und ungleichmäßige Kraftverteilung
Untersuchungen zur Radsicherheit in ganz Europa nennen immer wieder falsches Drehmoment, verschmutzte Auflageflächen und unpassende Teile als Hauptursachen für Radschäden.

Typisches Anzugsdrehmoment für M22 x 1.5 Naben-zentrierte Schwerlast-Lkw-Räder

Für die meisten europäischen Schwerlast-Lkws mit M22 x 1.5 naben-zentrierten Systemen ist der „richtige Bereich“ weithin anerkannt. Er findet sich in Herstellerhinweisen, technischen Leitfäden und europäischen Wartungsanleitungen für Fuhrparks:

  • Typischer Drehmomentbereich: 610 bis 680 Nm (etwa 450 bis 500 ft-lb)
  • Leicht geölte Gewinde: Viele Achsen liegen je nach genauer Hardware und Schmierung zwischen 550 und 650 Nm
  • Immer OEM-Spezifikation prüfen: Wenn Ihre Achse oder Ihr Fahrzeughandbuch etwas anderes vorgibt, halten Sie sich daran

Nachsetzen des Drehmoments nach dem Setzen gehört ebenfalls zu den offiziellen Sicherheitsvorgaben: Überprüfen Sie nach 30 Minuten Stillstand oder nach 40–80 km Fahrt nach einer Radmontage.

Das ist besonders wichtig bei Alufelgen, weil sie sich in den ersten Kilometern anders „setzen“ können als Stahlfelgen.

Radsystem und Bolzen Typischer Drehmomentbereich Hinweise
Nabendurchgeführt mit zweiteiligen Flanschmuttern, M22 × 1.5 610–680 Nm 450–500 ft-lb weit verbreitet angegeben. Saubere Gewinde verwenden und dort, wo angegeben, leicht schmieren.
Nabendurchgeführt, M22 × 1.5, Achsanweisung Beispiel 550–650 Nm Beispielbereich veröffentlicht für M22 × 1.5 Radmuttern, wenn Gewinde und Mutter-Scheiben-Kontaktstellen leicht geölt sind.
Nabendurchgeführt, M20 × 1.5 380–447 Nm 280–330 ft-lb. Auf einigen mittleren Achsen und Anhängern zu finden.

Greifen Sie immer auf die Unterlagen des Fahrzeug-, Achsen- oder Radherstellers zurück, wenn sie von diesen allgemeinen Bereichen abweichen.

Europäische Felgenhandbücher geben ausdrücklich an, dass das Drehmoment den Vorgaben des Fahrzeug-, Anhänger- oder Achsenherstellers entsprechen muss, um die richtige Klemmkraft zu erreichen.

Radsystemtypen und warum Befestigungsteile wichtig sind

Die Vorderreifen eines weißen Sattelschleppers auf einer Straße

Schwere LKW in Europa verwenden hauptsächlich Naben-zentrierte Systeme, bei denen die Nabe das Rad über Zentrierpads ausrichtet und Muttern flache, drehbare Scheiben besitzen.

Andere Systeme existieren, aber das Mischen von Befestigungsteilen ist eine bekannte Hauptursache für Radverlust.

  • Naben-zentriert: Zylindrische Schraubenlöcher, flach anliegende zweiteilige Flanschmuttern. Keine konischen oder kugelförmigen Sitzmuttern auf diesen Rädern verwenden.
  • Konus- oder Kugelsitzsysteme: Weniger verbreitet bei modernen EU-Schwerlast-LKW. Nicht austauschbar mit Naben-zentrierten Befestigungsteilen.
  • Doppelausführungen: Beim Wechsel von Stahl-Innenrädern zu Alu-Außenrädern Lackdicke am Stahl-Innenrad prüfen und sicherstellen, dass die Länge der Zentrierstifte ausreicht, um beide Räder zu zentrieren. Zu viel Lack oder zu kurze Zentrierstifte können die Klemmkraft verringern, auch wenn das Drehmoment an der Mutter korrekt erscheint.

Die Kompatibilität der Befestigungsteile ist besonders wichtig bei Alurädern, da deren Sitzgeometrie und Oberflächenbeschaffenheit von Stahlrädern abweichen.

Schritt-für-Schritt Anzugsroutine für Alufelgen an schweren Lkw

Jemand reinigt den Reifen eines Trucks mit Wasser und Schwamm

Das richtige Drehmoment beginnt lange, bevor du den Schlüssel ansetzt. Eine klare, wiederholbare Routine hält Alufelgen sicher am Platz, schützt die Stehbolzen und spart dir später teure Einsätze.

1. Kontrollieren und Reinigen

Radnabe, Auflageflächen von Felge und Radmuttern müssen sauber, plan und frei von Rost, Lackresten oder Graten sein.
Ersetze beschädigte Stehbolzen, Muttern oder Felgen. Selbst kleine Rückstände können die Klemmkraft erheblich verringern, sobald die Felge belastet wird.

2. Befestigungsteile prüfen und laut Vorgabe schmieren

Überprüfe, ob du den richtigen Muttern-Typ für das Felgensystem hast. Wo vorgeschrieben, Gewinde und Kontaktfläche zwischen Mutter und Unterlegscheibe leicht ölen. Keine Schmierung auf Felgen- oder Nabenfläche.

3. Von Hand aufsetzen und über Kreuz anziehen

Starte alle Muttern von Hand. Danach in Sternform gleichmäßig anziehen, um die Last gleichmäßig zu verteilen.

4. Mit kalibriertem Schlüssel auf Sollwert anziehen

Für M22-nabengeführte Systeme etwa 610 bis 680 Nm einstellen, außer der Hersteller gibt anderes vor.
Die Mutter sollte sich beim Erreichen des Enddrehmoments noch ein kleines Stück weiterdrehen, damit klar ist, dass du wirklich festziehst und nicht nur die Reibung misst.

5. Nachsetzen nach Setzphase

Drehmoment nach 30 Minuten im Stand oder nach 40 bis 80 km Fahrt nochmals prüfen. Dokumentieren.

6. Regelmäßige Kontrollen

Zu Schichtbeginn in den ersten Tagen nach einem Radwechsel stichprobenartig mit dem Drehmomentschlüssel prüfen, danach im üblichen Wartungsrhythmus deines Fuhrparks.

Kalibrierung und Rückführbarkeit

Auch ein perfektes Verfahren scheitert, wenn dein Drehmomentschlüssel nicht kalibriert ist. In Europa kalibrieren akkreditierte Labors Drehmomentwerkzeuge nach ISO 6789-2 mit dokumentierten Unsicherheitsbudgets. Betreiber können die Qualität steuern, indem sie:

  • Drehmomentschlüssel mindestens alle 6 bis 12 Monate oder nach rund 5.000 Zyklen kalibrieren, je nachdem, was zuerst eintritt
  • Zertifikate und Seriennummern mit der Fahrzeug- oder Anlagen-ID in deinem Wartungssystem verknüpfen
  • Techniker schulen, das Drehmoment gleichmäßig und kontrolliert aufzubringen, was Teil guter Prüfmethoden nach der Norm ist
Mit korrekt kalibrierten Werkzeugen kannst du sicher sein, dass 610 Nm wirklich 610 Nm sind und nicht 580 Nm oder 700 Nm.

Wo Drehmoment bei §57a-„Pickerl“-Überprüfungen hineinpasst

In Österreich ist der Zustand von Rädern und Befestigungsteilen Teil des §57a-KFG-Gutachtens zur Verkehrs- und Betriebssicherheit.

Die Überprüfung kontrolliert, ob das Fahrzeug die Anforderungen für Verkehr und Betriebssicherheit erfüllt, einschließlich Achsen, Räder und Reifen.

Dokumentierte Drehmomentverfahren und Nachziehprotokolle helfen bei der Abnahme und unterstützen im Fall von Audits oder Unfalluntersuchungen.

Wichtige Punkte für österreichische Betreiber:

  • 57a-Rahmen und Fristen sind auf oesterreich.gv.at und bei Branchenstellen festgelegt.
  • Das Gesetz schreibt vor, dass Fahrzeuge in bestimmten Intervallen erneut überprüft werden müssen, und Prüfer beurteilen sicherheitsrelevante Teile wie Räder und Befestigungen.
  • Gute Praxis: Arbeitsaufträge und Drehmomentprotokolle mit Datum, Kilometerstand und Werkzeug-IDs bei der Radmontage aufbewahren, damit Ihre Unterlagen bereit sind, wenn Prüfer oder Auditoren danach fragen.

Häufige Stolperfallen, die zu lockeren Rädern führen

  • Schmutzige Auflageflächen oder dicker Lack zwischen Nabe und Rad verringern nach dem Setzen die tatsächliche Klemmkraft, auch bei korrektem Anzugsmoment.
  • Falsche Muttern für das Rad-System erzeugen falsche Werte und schlechten Sitz.
  • Schlagschrauber für das Endanziehen. Sie können weit über 1.200 Nm hinausgehen. Endanzug muss mit Drehmomentschlüssel erfolgen.
  • Das Auslassen des Nachziehens nach dem Setzen. Studien und Informationsblätter der Behörden heben dies als Hauptursache für Radverluste hervor.

FAQs

Soll ich Radbolzen und Mutterscheiben schmieren?
Für viele naben­zentrierte Systeme wird leichtes Öl auf Gewinden und zwischen Mutter und fest verbundener Scheibe empfohlen, um eine gleichmäßige Klemmkraft zu erzielen. Rad- oder Nabenauflagen nicht schmieren. Immer dem Achs- oder Radbulletin folgen, falls es abweicht.
Mein Drehmomentschlüssel ist auf ft-lb eingestellt. Welche Einstellung entspricht 650 Nm?
650 Nm sind etwa 479 ft-lb. Der häufig genannte Bereich von 450 bis 500 ft-lb entspricht ungefähr 610 bis 680 Nm.
Ich sehe eine Angabe mit 200 Nm plus einem weiteren Winkel. Gilt das für Lkw?
Einige Herstellerverfahren nutzen Drehmoment-bis-Fließen oder Drehmoment-plus-Winkel bei bestimmten Radenden oder Befestigungselementen. Immer den exakten Vorgaben für Ihr Modell folgen. Im Zweifel das offizielle Fahrer- oder Werkstattportal für Ihren Lkw prüfen.
Wann soll ich Bolzen und Muttern ersetzen?

Immer wenn gedehnte Gewinde, Risse, Korrosionsgruben oder Sitzschäden sichtbar sind, betroffene Teile ersetzen.

Wiederholtes Nachziehen ist ebenfalls ein Warnsignal dafür, dass Teile ermüdet sind oder Auflageflächen nicht plan und sauber sind.

Vorgeschlagene Werkstatt-Checkliste

  • Nabe und Radflächen reinigen, bis blankes Metall anliegt
  • Richtige Muttern für nabengeführte Räder prüfen
  • Leichtes Öl auf Gewinde und Mutter-Washer-Kontaktfläche auftragen, falls vorgeschrieben
  • In Sternform stufenweise bis zum Zieldrehmoment anziehen
  • Nach 30 Minuten oder 40 bis 80 km nachziehen
  • Schlüssel-ID, Kalibrierdatum, Name des Technikers, Fahrzeug-ID, Kilometerstand und verwendetes Drehmoment protokollieren

Zusammenarbeit mit einem Reifendienst-Partner in Österreich

Wenn Sie in Österreich tätig sind oder grenzüberschreitende Routen durch die Alpen betreiben, ziehen Sie eine Partnerschaft mit einem Spezialisten in Betracht, der die EU-Radend-Bestimmungen und die lokalen §57a-Anforderungen kennt.

HubTrac Reifen unterstützt europäische Flotten mit Lkw-Reifenservice und Radunterstützung und kann dabei helfen, Drehmomentziele, Nachziehintervalle und Dokumentation in Ihren Depots zu standardisieren.

Durch das Auslagern bestimmter Aufgaben entlasten Sie Ihr internes Team und schaffen Freiraum für den restlichen Wartungsplan, während Sie dennoch strenge Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Schlusswort

Wenn du standardmäßige, nabenpilotierte Räder auf europäischen Lkw mit M22-Bolzen fährst, bringen dich 610 bis 680 Nm in den meisten Fällen in den sicheren Bereich, sofern die Kontaktflächen sauber sind und das Werkzeug kalibriert ist.

Wenn eine Achse oder ein Fahrzeughandbuch ein bestimmtes Drehmoment vorschreibt, halte dich ohne Improvisation daran. Führe das Nachziehen nach dem Setzen durch, halte deine Aufzeichnungen ordentlich für §57a und interne Audits, und du beseitigst eines der am leichtesten vermeidbaren Sicherheitsrisiken im Lkw-Betrieb.