Wann sollte man den Reifendruck prüfen – ein umfassender Leitfaden für Autofahrer

Der Reifendruck spielt für eine sichere Fahrt eine wichtige Rolle. Passt er, dann lässt sich das Auto gleichzeitig auch LKviel einfacher lenken. Mit dem richtigen Reifendruck profitieren Sie ebenfalls von kürzeren Bremswegen auf nasser Fahrbahn und Ihr Fahrzeug verbraucht weniger Kraftstoff.

Wird die Prüfung des Reifendrucks vernachlässigt, kann dies zu höheren Kosten führen. Zudem haften die Reifen nicht mehr so gut am Boden und der Verschleiß schießt in die Höhe. Wir haben für Sie einen umfassenden Leitfaden zusammengefasst, die für Autofahrer in Europa eine große Hilfe sein kann. In diesem Ratgeber finden Sie heraus, wann und wie Sie Ihren Reifendruck überprüfen sollten, und warum dies so wichtig ist.

Warum ist der Reifendruck so wichtig?

Der Reifendruck beeinflusst weit mehr als nur den Fahrkomfort. Er bestimmt, wie Ihr Auto greift, bremst und wie viel Kraftstoff verbraucht wird. Das bedeutet, dass er im Bereich der Sicherheit eine sehr wichtige Rolle spielt.

Sicherheit und Stabilität

Ein falscher Reifendruck verlängert den Bremsweg, wodurch es schnell zu einer Überhitzung kommen kann. Dies kann die Reifen im Inneren stark beschädigen. Diese Beschädigung kann sich später in Form einer Reifenpanne oder einer Laufflächenablösung zeigen.

Der Reifendruck ist einer der wichtigsten Sicherheitsfaktoren. Er ist genauso wichtig wie die Profiltiefe und der Zustand des Bremssystems.

Unfallzahlen in Europa

Offizielle Unfallstatistiken belegen den Zusammenhang zwischen schlechtem Reifenzustand und Unfällen. Jedes Jahr werden Hunderte von Unfällen bei der Polizei gemeldet. Darunter auch mehrere Hunderte Verletzte. Bei diesen Unfällen spielen illegale, defekte oder zu wenig aufgepumpte Reifen eine Rolle.

In allen unterschiedlichen Ländern in Europa sind solche Muster jedes Jahr zu beobachten. Ein schlechter Reifendruck beeinflusst auch die Leistung des Fahrzeugs stark.

Kraftstoff und Geld

Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass der Rollwiderstand einen erheblichen Teil des Kraftstoffverbrauchs ausmacht.

Es wird geschätzt, dass Reifen in Europa mit einem zu geringen Reifendruck jährlich etwa 8,1 Milliarden Liter Kraftstoff kosten. Das ist eine sehr große Belastung für die Haushalte und CO₂-Emissionen. Sieht man sich die hohen Kraftstoffkosten an, wird schnell klar, wie wichtig es ist, den Reifendruck regelmäßig zu prüfen.

Kalter Reifendruck – das sollten Sie wissen

Reifendruck- und Beladungsinformationen: 235/45R18 vorne und hinten, 33 psi

Jedes Auto, das in Europa verkauft wird, hat sozusagen einen empfohlenen Kälte-Reifendruck. Kalt bedeutet bei Umgebungstemperatur, ohne dass durch das Fahren Druck aufgebaut wird.

Diese Werte werden vom Hersteller festgelegt und gemäß EU-Normen für bestimmte Geschwindigkeiten und Belastungen getestet.

Die empfohlenen Werte finden Sie an folgenden Stellen:

  • an der Säule der Fahrertür
  • an der Innenseite der Tankklappe
  • an dem Handschuhfach oder an der Bedienungsanleitung

Verwenden Sie den auf der Reifenseitenwand angegebenen „Maximalwert“ nicht als täglichen Zielwert. Es handelt sich dabei nämlich um eine strukturelle Grenze und nicht um den empfohlenen Betriebsdruck.

RoSPA und ADAC empfehlen, dass die Messung und Anpassung nur bei kalten Reifen erfolgen sollte. Wenn Sie die Messung nach der Fahrt vornehmen, ist aufgrund der Wärme mit einem höheren Wert zu rechnen. Lassen Sie auf keinen Fall Luft ab, um den auf dem Schild angegebenen Wert zu erreichen, solange die Reifen heiß sind. Warten Sie, bis sie wieder abgekühlt sind.

Wie die Temperatur die Messwerte beeinflussen kann

Luft zieht sich bei Kälte zusammen und dehnt sich bei Wärme aus. Das bedeutet nicht nur, dass sich der Reifendruck in den verschiedenen Jahreszeiten verändern kann. Auch können sich die Messwerte morgens und abends sozusagen unterscheiden. Experten erwähnen, dass sich der Druck bei jeder Temperaturänderung um 10 °C um etwa 0,1 bar verändern kann. Der TÜV Thüringen bestätigt diesen Effekt und empfiehlt, die Reifendruckwerte im Winter häufiger zu überprüfen.

Beispiel

Ein Reifen, der an einem milden Tag mit 20 °C auf 2,4 bar eingestellt ist, kann am nächsten Morgen nach einem Frost von etwa −10 °C allein aufgrund des Temperaturunterschieds einen Wert von etwa 2,1 bar anzeigen.

Viele Autofahrer sehen bei frostigem Start, dass ihre TPMS-Leuchte aufleuchtet. Diese erlischt jedoch nach einigen Kilometern wieder, wenn sich der Reifen erwärmt. Die Luft ist nicht verschwunden, sie hat sich nur abgekühlt und ist geschrumpft.

Der ADAC stellt außerdem einen langsamen natürlichen Verlust durch Diffusion fest, der in der Regel etwa 0,1 bar über drei Monate beträgt. Leichte Nachfüllungen sind auch ohne Reifenpannen normal.

Wann sollte der Reifendruck geprüft werden?

Ein Reifen wird mit einem Luftkompressor aufgepumpt, dessen Display 40.0 PSI anzeigt

Es ist wichtig zu wissen, wann sich die Verwendung eines Messgerätes anbietet. Durch ein paar gut getimte Kontrollen können Pannen verhindert werden und Sie sparen Kraftstoffe. Ebenfalls wird dafür gesorgt, dass Ihr Auto so fährt, wie Sie es sich wünschen.

1. Mindestens einmal im Monat

Monatliche Kontrollen sind eine Grundvoraussetzung für alle europäischen Sicherheitsbehörden. Es wird ausdrücklich empfohlen, dies alle zwei Wochen zu tun. Durch regelmäßige Kontrollen können Sie langsame Luftverluste frühzeitig erkennen. Machen Sie sich am besten einen Zeitplan zur Kontrolle.

2. Vor jeder langen Fahrt

Hohe Dauergeschwindigkeiten und schwere Autobahnlasten erzeugen Hitze und Belastung. Überprüfen Sie die Reifen, bevor es losgeht. Stellen Sie den Druck für die benötigte Last ein und prüfen Sie auch den Ersatzreifen, sollten Sie einen im Auto haben. Kontrollen vor einer langen Fahrt sind das A und O.

3. Bei jeder Änderung der Belastung oder Geschwindigkeit

Die Hersteller geben oft zwei Drucksätze an: einen für leichte Belastung und den täglichen Gebrauch und einen höheren für Volllast oder Fahrten mit hoher Geschwindigkeit. Der Unterschied kann bis zu 1,0 bar betragen. Passen Sie den Druck an Ihre Fahrt an, anstatt sich an einen Wert zu halten.

4. Nach großen Temperaturschwankungen

Eine plötzliche Kaltfront, Hitzewelle oder der Wechsel der Jahreszeiten können Ihren Reifendruck so stark verändern, dass er unter den sicheren Bereich fällt. Rechnen Sie mit etwa −0,1 bar pro 10 °C Temperaturunterschied. Der Winter ist die klassische Jahreszeit für Druckabfall.

5. Nach einem Schlagloch oder einem Aufprall auf den Bordstein

Nach einem Schlagloch oder einem Aufprall auf den Bordstein können sich die Reifen verbiegen. Auch Kordeln können reißen oder es entstehen langsame Undichtigkeiten, die sich erst später bemerkbar machen. TyreSafe empfiehlt, den Druck in den folgenden Tagen zu überprüfen, um allmähliche Verluste festzustellen. Sehen Sie eine Beule an den Reifen oder verlieren ständig Druck, sollten Sie die Reifen unbedingt prüfen lassen.

6. Wenn die TPMS-Leuchte aufleuchtet

Die EU schreibt TPMS für neue Personenkraftwagen vor. Ein gelbes Symbol signalisiert, dass mindestens ein Reifen im Vergleich zum empfohlenen Wert einen deutlich zu niedrigem Druck aufweist.

Die UN-Regelung Nr. 141 legt fest, dass die Warnung anspringen muss, wenn der Reifendruck um 20 % unter den empfohlenen Wert fällt oder weniger als 150 kPa beträgt. Diese Warnung muss spätestens 10 Minuten nach Fahrtbeginn erscheinen. Diese Warnung sollte unbedingt ernst genommen werden. In solch einem Fall sollten Sie möglichst schnell anhalten und den Reifendruck im kalten Zustand mit einem Manometer zu messen.

So überprüfen Sie den Reifendruck Schritt für Schritt

Nahaufnahme eines Manometers mit einem Prüfsiegel bis 2022

Den Reifendruck zu prüfen ist in der Regel sehr einfach. Mit ein paar einfachen Schritten in der richtigen Reihenfolge erhalten Sie einen genauen Messwert. So tragen Sie dazu bei, dass Ihr Auto sicher und effizient bleibt.

1. Finden Sie die richtigen Werte

Schauen Sie an der Türsäule, an der Tankklappe oder im Handschuhfach nach. Auch in der Bedienungsanleitung stehen die Angaben. Meist gibt es Werte für Vorder- und Hinterreifen. Oft sind auch extra Zeilen für Volllast oder hohe Geschwindigkeit dabei. Der Druck ist in bar oder kPa angegeben.

2. Messen Sie bei kalten Reifen

Am besten bietet sich die Prüfung am frühen Morgen an. Das Auto sollte einige Stunde gestanden haben, bevor der Reifendruck gemessen wird. Wenn Sie gerade gefahren sind, warten Sie ein paar Stunden und parken Sie im Schatten.

3. Verwenden Sie ein zuverlässiges Messgerät

Die Messgeräte an Tankstellen variieren. Ein kleines digitales oder Stabmessgerät im Handschuhfach bietet sich sehr gut an.

4. Stellen Sie den Druck für die anstehende Fahrt ein

Wenn Sie das Auto für den Urlaub beladen oder längere Autobahnfahrten planen, verwenden Sie einen höheren Wert als auf dem Schild. Der Unterschied kann bis zu 1,0 bar betragen.

5. Einstellen, dann erneut überprüfen

Füllen Sie Luft in kurzen Stößen nach, entfernen Sie die Düse, um einen stabilen Messwert zu erhalten, und setzen Sie anschließend die Ventilkappe wieder auf. So wird Staub und Feuchtigkeit am besten ferngehalten.

6. Prüfen Sie den Ersatzreifen, falls vorhanden

Ein platter Ersatzreifen ist kein Ersatzreifen. Es ist sehr wichtig, dass auch dieser geprüft wird.

7. Setzen Sie das indirekte TPMS bei Bedarf zurück

Einige Systeme müssen nach einer Druckänderung kurz kalibriert werden. Die Taste dafür sollte in der Bedienungsanleitung angegeben sein.

Heiße Messungen an der Tankstelle

Wenn Sie nach der Fahrt an einer Autobahnraststätte tanken, sind Ihre Reifen warm und das Manometer zeigt einen höheren Wert als den tatsächlichen Kältewert an. Die richtige Vorgehensweise:

  • Lassen Sie keine Luft ab, um den Wert auf dem Schild zu erreichen, solange die Reifen warm sind. Es ist wichtig, dass die Luft kalt ist.
  • Füllen Sie eine kleine Menge nach, wenn der Wert eindeutig zu niedrig ist, und überprüfen Sie ihn dann im kalten Zustand.
  • Planen Sie die vollständige Anpassung bei der nächsten Gelegenheit, wenn die Reifen kalt sind.

Europäische Vorschriften definieren den „Kaltdruck” genau. Überprüfungen und Korrekturen sollten aus Gründen der Genauigkeit im kalten Zustand durchgeführt werden.

TPMS in Europa – ein Überblick

TPMS-Gerät zeigt Reifendruck an

  • Personenkraftwagen: Ab November 2012 für neue Genehmigungen und ab November 2014 für alle neu verkauften Personenkraftwagen vorgeschrieben.
  • Warnschwelle: Die UN-Regelung Nr. 141 schreibt vor, dass das System innerhalb von etwa 10 Minuten ein Warnsignal ausgeben muss, wenn ein Reifen 20 Prozent unter dem empfohlenen Kaltwert oder bei 150 kPa liegt.
  • Schwere Fahrzeuge und Anhänger: Gemäß der überarbeiteten Allgemeinen Sicherheitsverordnung der EU werden die TPMS-Anforderungen auf weitere Kategorien ausgeweitet. Einzelheiten finden Sie im Handbuch Ihres Fahrzeugs oder in den Richtlinien für Ihren Flottenbetrieb.

Der TPMS ist eine Sicherheitsvorrichtung. Es ist kein Ersatz für manuelle Kontrollen.

Reifendruck – 5 widerlegte Mythen

Mythos Realität
„Der auf der Seitenwand angegebene Höchstwert ist für den täglichen Gebrauch ausreichend.“ Der auf der Seitenwand angegebene Wert ist eine strukturelle Grenze, kein Betriebsdruck. Beachten Sie das Fahrzeugschild.
„Das TPMS übernimmt alles.“ TPMS warnt erst, wenn der Druck bereits zu niedrig ist. Manuelle Kontrollen bleiben wichtig.
„Lassen Sie Luft aus heißen Reifen ab, um den auf dem Schild angegebenen Wert zu erreichen.“ Dann ist der Druck im kalten Zustand zu niedrig. Stellen Sie den Reifendruck bei kalten Reifen ein.
„Wenn es gut aussieht, ist es auch gut.“ Ein Reifen kann >0,3 bar zu wenig Druck haben und trotzdem normal aussehen. Verwenden Sie ein Manometer.
„Im Winter muss bei jedem Auto ein fester Zusatzdruck eingefüllt werden.“ Es gibt keinen allgemeingültigen Wert. Befolgen Sie das Fahrzeugschild, prüfen Sie bei Kälte häufiger und nutzen Sie ca. 0,1 bar pro 10 °C.

Praktische Einheitenumrechnungen

Einheit Bedeutung Umrechnung
1 bar Entspricht 100 Kilopascal ≈ 14,5 psi
2,2 bar Typischer Reifendruck bei PKW mit leichter Belastung (Beispiel) ≈ 32 psi / 220 kPa
2,5 bar Typischer Reifendruck bei stärkerer Belastung (Beispiel) ≈ 36 psi / 250 kPa

Eine praktische Checkliste zum Speichern

  • Überprüfen Sie den Reifendruck monatlich oder, wenn möglich, alle zwei Wochen.
  • Der Reifendruck muss im kalten Zustand geprüft werden. Am besten morgens.
  • Stellen Sie den Reifendruck anhand der Angaben auf dem Aufkleber für die heutige Beladung und die voraussichtliche Geschwindigkeit ein. Unterschiede von bis zu 1,0 bar zwischen leichter und voller Beladung sind normal.
  • Rechnen Sie mit saisonalen Druckabfällen – etwa 0,1 bar pro 10 °C Temperaturunterschied. Überprüfen Sie den Reifendruck im Winter häufiger.
  • Achten Sie auf langsame Luftverluste nach Schlaglöchern und Bordsteinkanten. Überprüfen Sie den Reifendruck in den nächsten Tagen erneut.
  • Betrachten Sie das Reifendruckkontrollsystem (TPMS) als Warnung, nicht als Wartungsplan.
  • Vergessen Sie nicht den Ersatzreifen zu prüfen, falls Sie einen haben.

Warum es jedes Jahr wichtiger wird

Nahaufnahme eines Reifens mit dem Schriftzug "Nokian" auf der Seitenwand

Autos werden immer schwerer und die Straßen voller. Dazu kommt, dass auch die Kraftstoffpreise sich stetig erhöhen. All dies zeigt, dass der Reifendruck eine wichtige Rolle spielt. Er ist ein wichtiger Faktor im Bereich der Sicherheit und Kosten.

Schwerere Autos, mehr Last

Neue Autos sind im Durchschnitt schwerer, insbesondere batterieelektrische Modelle. Die Europäische Umweltagentur sagt, dass neue E-Autos (BEVs) im Jahr 2023 im Durchschnitt etwa 1.880 Kilo wiegen.

Wenn ein Reifen zu wenig Druck hat, erwärmt er sich durch zusätzliches Gewicht stärker. Deshalb ist der richtige Reifendruck besonders wichtig.

EU-Vorschriften und Energieeinsparungen

Die EU-Reifenkennzeichnung hat 2020 rund 3,2 Milliarden Liter Kraftstoff eingespart. Bis 2030 sollen es noch mehr werden. Der richtige Reifendruck kann Ihnen beim Sparen helfen.

Fazit

Der Reifendruck sollte mindestens einmal im Monat geprüft werden. Auch vor langen und schweren Fahrten ist eine Prüfung sinnvoll. Die Reifen sollten dabei kalt sein. Verwenden Sie die auf dem Schild angegebenen Werte für Ihre tatsächliche Beladung und Geschwindigkeit und rechnen Sie damit, dass die Messwerte je nach Wetterlage schwanken können.

TPMS ist hilfreich, ersetzt jedoch nicht eine schnelle Messung. Diese zehn Minuten pro Monat sorgen für besseres Bremsverhalten, sanfteres Lenken und niedrigere Kraftstoffkosten.