Der europäische Güterverkehr läuft mit Präzision. Jede Fahrt, jede Palette, jede Achsposition zählt. Die Gewichtsberechnung hinter einer LKW-Ladung kann einen Lieferplan retten oder zum Scheitern bringen, und es geht nicht nur um gesetzliche Vorschriften, sondern auch darum, Betriebszeit, Reifen und Gewinn zu schützen.
Ein korrekt beladener LKW (Lastkraftwagen) fährt ruhiger, verbraucht weniger Kraftstoff und besteht Kontrollen ohne Probleme.
Sehen wir uns an, wie man eine Traglast-Tabelle für schwere Nutzfahrzeuge in der EU und in Österreich liest und anwendet. Das Ziel ist klar: den Betrieb sicher, gesetzeskonform und effizient zu halten, von der ersten Palette bis zur letzten Waage.
Der rechtliche Rahmen, den Sie mitführen

Bevor ein LKW auch nur einen Meter fährt, sind seine Grenzen auf drei Ebenen festgelegt:
- EU-Recht, das die maximalen Gesamtgewichte vorgibt.
- Nationale Vorschriften, wie Österreichs spezifische Regelungen für den kombinierten Verkehr.
- Komponentenbewertungen, die Reifen, Achsen, Federung und Fahrgestell abdecken.
Eine gute Traglast-Tabelle fasst alle drei Punkte zusammen und macht aus Vorschriften praktikable Zahlen.
EU-Gewichtsbeschränkungen, die Sie kennen sollten
Die Richtlinie über Maße und Gewichte bildet das Rückgrat der Gewichtsregelung in Europa. Jedes Land der Union richtet sich danach, auch wenn nationale Ausnahmen leicht variieren können.
Diese Werte bilden den äußeren Rahmen für Ihre Planung. Innerhalb davon bestimmen Achsabstand, Reifenkennwerte und streckenspezifische Limits die tatsächliche Nutzlast.
Österreich im Überblick
Österreich spiegelt die Werte der EU eng wider, legt jedoch besonderen Wert auf den kombinierten Verkehr.
- Nichtangetriebene Achse: 10 t
- Angetriebene Achse: 11,5 t
- Zweigeteilter LKW: 18 t
- Dreiachsiger LKW: 26 t
- Zugkombination oder fünfachsige Sattelzugmaschine: 40 t (Standard)
- Kombinierter Verkehr (qualifizierender 40-Fuß-Container): 44 t auf den ersten/letzten Streckenabschnitten
Laut ITF gilt: Wenn Sie in Österreich fahren, beachten Sie, dass die 44-Tonnen-Grenze nicht automatisch gilt.
Sie greift nur, wenn Ihre Strecke und Ladung den Bedingungen des kombinierten Verkehrs entsprechen, in der Regel beschränkt auf den nächstgelegenen geeigneten Terminal.
Führen Sie einen Nachweis über die Einhaltung mit, da die Kontrolleure dies erwarten.
Wie Sie eine Traglast-Tabelle Schritt für Schritt lesen
Eine LKW-Traglast-Tabelle hilft, fünf zentrale Fragen zu klären, bevor Sie den Motor starten:
- Was sind meine gesetzlichen Grenzen pro Achse und Achsgruppe?
- Wie hoch ist mein zulässiges Gesamtgewicht für dieses Land und diese Route?
- Decken meine Reifen-, Achs- und Federungswerte die Last ab?
- Ist die Ladung gemäß EN 12195-1 gesichert?
- Hat die Fahrzeugkarosserie eine ausreichende Festigkeitszertifizierung?
1. Achs- und Achsgruppen-Grenzwerte bestimmen jede Entscheidung
Selbst wenn das Gesamtgewicht passt, kann eine überlastete Achse bei einer Kontrolle für Stillstand sorgen. Die EU legt Höchstlasten für Einzelachsen, Doppelachsen und Dreifachachsen fest, abhängig vom Achsabstand.
- Nicht angetriebene Einzelachse: 10 t
- Angetriebene Einzelachse (straßenschonend): 11,5 t
- Doppelachse: bis zu 19 t
- Dreifachachse: bis zu 24 t
In der Praxis
Ein standardmäßiger Sattelzug mit fünf Achsen (3-achsige Zugmaschine + 2-achsiger Auflieger) fährt in Österreich mit 40 t Gesamtgewicht. Typische Verteilung:
- Lenkachse: 7,1–8,0 t
- Antriebsachse: 11,5 t
- Auflieger-Tandem: Rest der verbleibenden Last
Wenn das Tandem zu schwer ist, kann das Gesamtgewicht zwar noch gesetzeskonform sein, das Fahrzeug jedoch nicht. Entscheidend ist eine gleichmäßige Lastverteilung auf alle Achsen.
2. Gesamtgewichtsgrenzen hängen von Route und Transportart ab
In ganz Europa gilt 40 t als Standardgrenze für die meisten Sattelzüge. Bestimmte Korridore, insbesondere intermodale Strecken, erlauben bis zu 44 t. Andere, wie etwa spezielle Holz- oder Baugenehmigungen, können je nach Region variieren.
Für österreichische Frächter ist es ratsam, eine Zusammenfassung der offiziellen ITF-Richtlinien in der Fahrerkabine mitzuführen. Darin wird die 44-t-Regel für den kombinierten Verkehr klar bestätigt und sie kann bei Straßenkontrollen lange Diskussionen vermeiden.
3. Reifen
Ihre Reifen sind die letzte Verbindung zwischen Gesetz und Asphalt. Sie tragen die Last, nehmen dynamische Kräfte auf und müssen stets über der geplanten Achslast liegen.
Die Tragfähigkeit jedes LKW-Reifens geht auf die UNECE-Regelung Nr. 54 zurück, die die Seitenwandmarkierungen und Lastindizes definiert.
Grundlagen des Lastindex
Jeder Reifen trägt eine Zahl, den sogenannten Lastindex (LI), der seiner maximalen Tragfähigkeit entspricht. Bei Zwillingsmontage sinkt die zulässige Belastung pro Reifen geringfügig.
| Tragfähigkeitsindex | Einzelmontage (kg) | Zwillingsmontage (kg) |
| 150 | 3350 | 3075 |
| 152 | 3550 | 3250 |
| 154 | 3750 | 3350 |
| 156 | 4000 | 3550 |
Beispielrechnung
Antriebsachse mit einer Nennlast von 11,5 t, ausgestattet mit vier Reifen (Zwillingsmontage). Jeder Reifen ist mit 150 (3.350 kg Zwillingskapazität) gekennzeichnet.
4 × 3.350 = 13.400 kg.
Ihre Reifen übersteigen die Achsgrenze: perfekt.
Prüfen Sie nun das Achsschild und die Federungsfreigabe. Rechtlich gilt immer der niedrigste Wert.
FRT-Kennzeichnung
Wenn die Reifenflanke FRT (Free Rolling Tire) zeigt, ist der Reifen nur für Anhänger- oder nichtangetriebene Positionen zugelassen.
Die Montage von FRT-Reifen auf Lenk- oder Antriebsachsen verstößt gegen UNECE R54 und kann zu Geldstrafen, Garantieverlust oder Reifenplatzern führen.
4. Ladungssicherung
Sobald das Gewicht an Bord ist, muss es dort auch bleiben. Beim Bremsen, in Kurven oder bei Schlaglöchern können ungesicherte Ladungen verrutschen und selbst während der Fahrt eine Achse überlasten.
Zwei wichtige Regeln
- Verwenden Sie die Berechnungen. Wenden Sie die in der Norm festgelegten Beschleunigungskoeffizienten an.
- Dokumentieren Sie es. Bewahren Sie die Berechnung oder den Ausdruck gemeinsam mit den Transportpapieren auf.
Der IRU-Leitfaden zur Ladungssicherung orientiert sich an EN 12195-1 und wird europaweit für die Fahrerschulung anerkannt.
Eine Traglasttabelle zeigt, wie viel Sie laden dürfen; EN 12195-1 erklärt, wie Sie es dort sicher halten.
5. Aufbaufestigkeit
Viele moderne Anhänger, insbesondere Curtainsider, verlassen sich auf ihre Struktur, um Ladungen ohne vollständige Zurrsysteme zu sichern. Die maßgebliche Referenz ist EN 12642, welche Klassen der Aufbaufestigkeit definiert.
Code-XL-Zertifizierung
Wenn Ihr Anhänger ein Code-XL-Schild trägt, wurde er auf höhere strukturelle Widerstandsfähigkeit geprüft:
- Vorderwand: etwa 50 % der Nutzlastkraft
- Seitenwände: rund 40 %
- Heckportal: ungefähr 30 %
Überprüfen Sie stets das tatsächliche Prüfzeugnis und die Herstellerangaben. Die Berufung auf Code XL ist nur für die im Dokument angegebenen Aufbauten gültig.
Aufbau eines funktionierenden Vorlade-Workflows
Ein verlässlicher Ablauf vor dem Beladen schützt Ihren Führerschein, Ihre Reifen und Ihren Zeitplan.
A. Rechtlichen Rahmen prüfen
- Route und Land: Standardgrenze 40 t, prüfen Sie die 44 t-Genehmigung für den Kombiverkehr.
- Achslastplan: kennen Sie die Grenzwerte und Abstände von Lenk-, Antriebs- und Anhängerachsen.
- Nachweis mitführen: gedruckte oder digitale gesetzliche Tabellen in der Fahrerkabine bereithalten.
B. Komponentenbewertungen abgleichen
- Reifen: sicherstellen, dass der Lastindex zur Achsbelastung und Geschwindigkeitskategorie passt.
- Achsschilder: die niedrigste eingestanzte Traglast bestimmt die Zulässigkeit.
- Federung und Sattelkupplung: Angaben des Herstellers überprüfen.
- Aufbauzertifikat: EN 12642 Code XL bestätigen, bevor formschlüssige Ladungssicherung verwendet wird.
C. Die Sicherungsberechnung durchführen
- EN 12195-1 oder einen geprüften Rechner anwenden.
- Reibungsmatten und Zurrwinkel prüfen.
- Berechnungen für eine mögliche Kontrolle dokumentieren.
Wie sich die Lastverteilung auf Achswaagenwerte auswirkt
Ein völlig legales Gesamtgewicht kann auf einer Waage trotzdem als Überschreitung erscheinen, wenn der Schwerpunkt nicht stimmt. Wird eine schwere Palette um 40–50 cm verschoben, können sich mehrere Hundert Kilogramm zwischen den Achsen verlagern.
| Beispiel | Vorderachse (t) | Antriebsachse (t) | Tandemachse (t) | Gesamt (t) |
| Ausgeglichene Ladung | 7,5 | 11,2 | 21,3 | 40,0 |
| Ladung nach hinten verschoben | 7,1 | 10,8 | 22,1 | 40,0 |
| Ladung nach vorne verschoben | 8,0 | 11,4 | 20,6 | 40,0 |
Kleine Änderungen zählen. Wiegen Sie immer nach dem Beladen, besonders bei dichter Ladung wie Stahl, Papierrollen oder Getränken.
Sicherheit, Stabilität und warum ein paar Hundert Kilo entscheidend sind
Untersuchungen europäischer Verkehrssicherheitsinstitute zeigen, dass überladene oder unausgeglichene LKWs bis zu 20 % längere Bremswege haben und häufiger Reifenschäden erleiden. Das Risiko steigt deutlich, sobald Achsen oder Reifen die zulässigen Grenzwerte überschreiten.
Eine Traglasttabelle ist keine bloße Formalität, sondern Teil des Sicherheitssystems eines LKW. Ein paar Hundert Kilo an der falschen Stelle können eine ruhige Fahrt in ein Bußgeld verwandeln – oder schlimmer, in einen geplatzten Reifen am Brennerpass.
Gerechnetes Beispiel – Fünfachsiger Sattelzug mit 40 t in Österreich
Aufbau: 3-Achs-Zugmaschine + 2-Achs-Auflieger, transportiert 24,5 t Stückgut.
- Zulässiges Gesamtgewicht: 40 t
- Fahrzeuggewicht (inkl. Treibstoff): 15,5 t
- Ladung: 24,5 t
Ziel-Achslasten:
- Lenkachse: 7,3 t
- Antriebsachse: 11,5 t
- Anhänger-Tandem: 21,2 t
Alles innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte.
Jetzt prüfen:
- Reifen: Lenkachse (Einfachbereifung), Antriebsachse (Zwillingsbereifung, LI 150 oder höher), Anhänger (Zwillingsbereifung, LI 150).
- Aufbau: Nach EN 12642 Code XL zertifiziert, geeignet für formschlüssige Ladung.
- Ladungssicherung: gemäß EN 12195-1 geprüft, mit mindestens zwei Direktzurrungen pro Seite.
- Waagenkontrolle: Wenn das Tandem um 300 kg übersteigt, eine Palette nach vorne verschieben.
Eine Reserve von 2–3 % unterhalb der Grenzwerte vermeidet kleinere Abweichungen und ungleichmäßige Belastung zwischen den Aufliegern.
Wann 44 t in Österreich wirklich gilt
Die Angabe von 44 t taucht oft in Planungstabellen auf, ist jedoch an Bedingungen geknüpft. Um berechtigt zu sein:
- Sie müssen einen 40-Fuß-Container oder eine gleichwertige intermodale Einheit befördern.
- Die Strecke muss die nächstgelegene geeignete Umschlagstelle auf der Straße anbinden.
- Es muss sich um den Anfangs- oder Endabschnitt einer kombinierten Transportkette handeln.
Null-Emissions-LKW und zukünftige Gewichtsvorschriften
In der gesamten EU laufen politische Diskussionen über Anpassungen für batterieelektrische oder wasserstoffbetriebene LKW. Vorgeschlagen wird, 12,5 t auf der Antriebsachse zuzulassen, um das Batteriegewicht auszugleichen und gleichzeitig die Gesamtgewichte innerhalb der Infrastruktursicherheitsgrenzen zu halten.
Unternehmen, die in BEV-Zugmaschinen investieren wollen, sollten diese Entwicklungen genau verfolgen. Rechnen Sie zwischen 2026 und 2028 mit einer schrittweisen Einführung im Rahmen der umfassenderen Überarbeitung der Gewichts- und Abmessungsvorschriften.
Was Ihre eigene Traglast-Tabelle enthalten sollte
Wenn Ihr Unternehmen eigene Ladelisten oder Dashboards erstellt, sollten diese praxisorientiert sein. Eine gute Tabelle beantwortet betriebliche Fragen schnell.
Wir raten Fuhrparks, Reifendaten zusammen mit Seitenwandfotos für jede Fahrzeugposition zu erfassen. Das vereinfacht Gegenprüfungen und verhindert Montagefehler, besonders beim Rotieren oder Runderneuern von Reifen innerhalb großer österreichischer LKW-Flotten.
Häufige Fehler, die zu Verstößen führen
Selbst erfahrene Fahrer machen kleine Patzer, die sich summieren.
- Doppelte Tragfähigkeitswerte übersehen. Lesen Sie immer sowohl die Einzel- als auch die Doppelspalte.
- Überladung der Trailer-Tandemachsen. Besonders bei ungleichmäßig beladenen Palettenreihen.
- FRT-Reifen auf Antriebsachsen montieren. Laut UNECE R54 verboten.
- Nur auf Code XL vertrauen. Formschlüssige Festigkeit gilt nur für zertifizierte Aufbauten.
- Waagenkontrolle auslassen. Sichtschätzungen sind selten genau.
Schulung und Kommunikation sind entscheidend
Fahrerinnen, Fahrer und Disponentinnen bzw. Disponenten stehen oft unter Druck, schnell zu handeln. Eine kurze Auffrischung pro Quartal hält alle aufmerksam.
- Bewahren Sie in jedem Fahrerhaus ein einseitiges Merkblatt auf: Achslasten, Reifen-LI-Werte, EN-Normen.
- Fügen Sie Fotos hinzu, die die richtige Palettenplatzierung zeigen.
- Fördern Sie frühe Verwiegungen, bevor der Anhänger versiegelt wird.
In vielen österreichischen Flotten hat die einfache Gewohnheit, nach dem Beladen zu wiegen, die Strafzahlungen wegen Überladung deutlich reduziert.
HubTrac Reifen-Werkstätten berichten von weniger Reifenüberhitzungen, seit Fahrerinnen und Fahrer die Achsverteilung regelmäßig überprüfen.
FAQ
Letzte Hinweise
Eine Traglast-Tabelle ist Ihre Sicherheitsreserve, Ihr Nachweis für die Einhaltung der Vorschriften und Ihr Schutz für den Gewinn. Behandeln Sie sie als dreiteiliges System:
- Gesetzliche Grenzen – EU- und nationale Obergrenzen.
- Komponentenbewertung – das schwächste Glied entscheidet.
- Sicherungsmathematik – jedes Kilo stabil halten.
Halten Sie den österreichischen 44-t-Hinweis griffbereit, wenden Sie ihn jedoch nur dort an, wo es gesetzlich zulässig ist.
Schulen Sie Teams, Reifentragfähigkeitsindizes sicher zu lesen.
Frischen Sie das Wissen zu EN 12195-1 jedes Jahr auf.
Und wiegen Sie immer, wirklich immer, bevor Sie losfahren.
Mit klaren Tabellen, sorgfältiger Planung und verlässlichen Reifen wie HubTrac Reifen bleibt Ihr LKW sicher, gesetzeskonform und profitabel – genau so, wie ein professioneller Betrieb laufen sollte.




